Gutes Geld Barcamp 2020

Gutes Geld – Was ist das überhaupt? Und was hat das Ganze mit mir zu tun?

Mit diesen Fragen ging ich am 12. März 2020 mit 63 weiteren Teilnehmenden zum GUTES GELD Barcamp im Impact Hub in Stuttgart. Bereits im dritten Jahr in Folge findet das von Oikocredit organsierte Barcamp statt. Die Jugendinitiative der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg ist von Beginn an als Kooperationspartner dabei.

Barcamp – so funktioniert‘s

Wer noch nie bei einem Barcamp gewesen ist, kann sich einen Raum voller Ideen und Themenvorschläge vorstellen. Die Teilnehmenden legen die Fragestellungen und Aspekte fest, mit denen sie sich beschäftigen möchten. Zu beachten gibt es nur Folgendes:

  1.  Die da sind, sind genau die Richtigen.
  2.  Was auch immer geschieht, geschieht!
  3. Es fängt an, wenn die Zeit reif ist.
  4. Vorbei ist vorbei – nicht vorbei ist nicht vorbei.

Und schon geht’s los und ich bin mittendrin im Barcamp Gutes Geld. Jede und jeder, die ein Thema, eine Frage, einen Impuls mit den anderen teilen und diskutieren will, kann zu Beginn kurz nach vorne kommen und ihr Thema vorstellen. Auf diese Weise entsteht das Session-Board, also der Fahrplan für den Abend, wann und wo über welches Thema diskutiert wird. Die anderen Teilnehmenden haben dann die Möglichkeit zu entscheiden, bei welchen Themen sie mitdiskutieren und -gestalten möchten. Das Schöne beim Barcamp: Es gibt keine Qual der Wahl. Wer gerne mehrere Sessions besuchen will, kann von Raum zu Raum wechseln und Impulse zu verschiedenen Themen aufschnappen. Diejenigen, die ihre Aufmerksamkeit lieber auf ein Thema legen, bleiben einfach in einem Raum. Und wer am liebsten in einer kleinen Runde abseits der Sessions diskutiert, hat auch hierzu die Möglichkeit.

Gutes Geld – was macht die Bank?

Die vorgeschlagenen Themen reichen von Fragen wie „Wo fängt die Verantwortung für mein Geld an?“, „Wie kann eine nachhaltige Altersvorsorge aussehen?“ und „Ist eine zinsfreie Welt möglich?“ bis hin zur Diskussion über das Prinzip der „Commons-Gesellschaft“, bei der die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt stehen und Produkte hergestellt, repariert sowie Dienstleistungen angeboten werden, weil sie nützlich sind.

Und auch meine Fragen, die ich im Gepäck habe, kommen nicht zu kurz: „Was ist gutes Geld überhaupt und was hat es mit mir zu tun?“

Hätte ich zuvor meine Oma befragt, hätte ich vermutlich eine Antwort bekommen wie: „Gutes Geld ist das, das man nicht ausgibt.“ Bestimmt ist nicht alles falsch daran und gleichzeitig wird mir bewusst, dass ich eigentlich gar nicht so genau weiß, was mit meinem Geld passiert, das ich nicht ausgebe und das auf der Bank liegt. Wer profitiert davon? An welche Unternehmen gibt meine Bank Kredite? Also konkret: Unterstütze ich mit meinem Geld indirekt die Rüstungsindustrie, Lebensmittelspekulation oder Menschenrechtsverletzungen?

Gutes Geld – was mache ich?

Für mich wird klar, was gutes Geld ist und was es nicht ist. Ich möchte mein Geld nicht bei einer Bank anlegen, wo ich mir nicht sicher sein kann, ob bspw. die Herstellung und Exporte von Waffen oder Panzern unterstützt werden. Mir ist es wichtig, dass mein angelegtes Geld Mensch und Umwelt nützt und dass ich weiß, was die Bank, bei der ich mein Geld anlege, mit dem Geld macht.

In der Praxis bedeutet das für mich einen Bankenwechsel. Innerlich sträube ich mich, weil sich das nach viel Papierkram und Organisationsaufwand anhört. Allerdings ist mir auch unwohl bei dem Gedanken, dass ich nicht ausschließen kann, dass mit meinem Geld Umweltzerstörung vorangetrieben und Menschenleben gefährdet werden.

Deshalb habe ich einen Plan für mein Vorgehen erstellt. Zuerst erstelle ich eine Liste mit Kriterien, die mir bei einer Bank besonders wichtig sind. Hierzu zählen:

  • Welche Unternehmen werden unterstützt?
  • Liegt der Fokus auf ökologischen oder sozialen Projekten oder auf beidem?
  • Wie transparent kommuniziert die Bank ihr Tun?

Anschließend priorisiere ich meine Kriterien und informiere mich über Banken, die diese Kriterien erfüllen. Dazu gibt es Hilfestellung, beispielsweise hier.

Wenn die Entscheidung gefallen ist, gibt die Bank, zu der man wechseln möchte, gute Tipps, was alles zu beachten ist. Ganz ohne eigenen Aufwand geht es natürlich nicht, aber ich finde, es lohnt sich.

Gutes Geld – was machst Du?

Bevor ich mit den diskutierten Gedanken und daraus für mich entstandenen Handlungsoptionen den Heimweg angetreten habe, durfte ich beim abschließenden Gallery Walk erfahren, was in all den Sessions, an denen ich nicht teilgenommen habe, gesprochen und ausgetauscht wurde. Ich bin begeistert, wie viel gute Ideen auf ein Flipchart passen.

Den Abschluss macht die Improtheater-Gruppe Kanonenfutter, deren Mitglieder es verstehen, die Themen des Abends auf humorvolle Weise zusammenzufassen.


Ich bin mir sicher, dass ich nächstes Jahr wieder dabei sein werde. Du auch?

Herzliche Einladung am 29. Oktober 2020 in Heidelberg oder im Frühjahr 2021 in Stuttgart. Weitere Infos findest Du im Vorfeld bei unseren Aktionen.

Du magst nicht bis Oktober warten? Dann melde Dich gerne bei uns oder bei Corinna Groß von Oikocredit (cgross@oikocredit.de).


Fotogalerie

Text: Lena vom Wir ernten was wir säen-Team
Bilder: Ilkay Karakurt und Lena Krumbein

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