Selbstversuch

Wie ernähre ich mich klimafreundlich?

Bestimmt kennst du das! Es kommt im Gespräch mit Kolleg*innen, Freund*innen oder Bekannten zu einem Thema, zu dem alle etwas zu sagen haben: unsere Ernährung. Jede*r hat seine eigene Vorstellung, wie die "perfekte" Ernährung aussieht – doch eines bleibt dabei oft außer Acht: Wie ernähre ich mich klimafreundlich?

Um das zu lernen, starteten 21 junge Erwachsene Anfang August mit größtenteils wenig Vorwissen, aber viel Motivation, einen vierwöchigen Selbstversuch. Ziel: klimafreundlich und bewusst ernähren.

 

Auftakttreffen: Tipps, Tipps, Tipps 

Coronabedingt trafen wir uns online. Auf ein spannendes Kennenlernen der anderen Teilnehmer*innen folgte der erste Expert*innen-Vortrag zu dem Thema, dass uns die nächsten vier Wochen auf Schritt und Tritt begleitet sollte: klimafreundliche Ernährung – mit wertvollen Tipps zu folgenden Fragen:

  • Welchen Einfluss hat fleischreduzierte oder regionale Kost aufs Klima? (Sehr positiv!)
  • Welchen Unterschied machen frisch zubereitete im Gegensatz zu verarbeiteten oder tiefgekühlten Gerichten?
  • Wie wirken sich biologisch im Vergleich zu konventionell produzierten Produkten auf unser Klima aus?
  • Wie sieht’s mit den Lieferwegen aus?
  • Wie wirkt sich unser Einkaufsweg (zu Fuß, Fahrrad oder Auto?) auf unsere CO2-Bilanz unseres Einkaufs aus? 
  • Supermarkt oder Wochenmarkt? 


Bestärkt starteten wir unseren Selbstversuch mit individuellen Zielen, wie: „zwei vegane Gerichte innerhalb der nächsten sieben Tage zuzubereiten“ oder „auf dem Markt nur saisonales und biologisches Gemüse und Obst zu kaufen“.

Starterpaket – Bio fair produziert 

Zur Unterstützung hatten im Vorfeld alle Teilnehmenden ein Starterpaket mit pflanzlichen Produkten im Wert von 50 Euro erhalten. Darin enthalten: fair produzierte Bio-Schokolade, veganer Linsen-Balsamico-Aufstrich, Tofu Rosso, Studentenfutter und vieles mehr.


Treffen 1: Lebensmittelverschwendung

Das Treffen begann mit einem Vortrag zu Lebensmittelverschwendung. Hierbei erfuhren wir, dass in Deutschland pro Sekunde 313 Kilo genießbare Nahrungsmittel unnötigerweise weggeworfen werden. Ein besonders wichtiger Aspekt ist dabei das Mindesthaltbarkeitsdatum. Viele Produkte sind auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch ohne Probleme essbar, deshalb gilt hier: anschauen, riechen und schmecken!

Die Referentin schilderte ihre eigenen Erfahrungen mit Foodsharing. Die Mitglieder*innen der Organisation Foodsharing retten Lebensmittel, welche sonst wegen Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums oder Schönheitsfehlern entsorgt werden.


Besonders hilfreich: konkrete Handlungstipps gegen Lebensmittelverschwendung, wie Resteverwertung oder Haltbarmachen von Lebensmitteln. Am wichtigsten jedoch ist eine gute Planung, so können wir alle Lebensmittelverschwendung im Privaten vorbeugen.

Erfahrungen austauschen

Bei jedem Treffen tauschten wir uns lebhaft über die selbstgesteckten Wochenzielen aus. Eine wichtige Erkenntnis war dabei, dass es nicht schlimm ist, wenn man die eigenen Ziele verfehlt. Sich von jetzt auf gleich klimafreundlich zu ernähren, ist sehr ambitioniert! Das kann man Schritt für Schritt erreichen.

Treffen 2: Soja, Palmöl, die Rodung der Regenwälder

In der zweiten Woche erhielten wir Informationen zum Thema Landnutzungsänderung. Dabei ging es darum, wie sich die Umnutzung von Naturflächen und die dadurch entstehende Veränderung des Kohlenstoffzykluses auf unser Klimasystem auswirkt.

Treffen 3: Nährstoffmangel bei veganer Ernährung?

In der dritten Sitzung erzählte die Referentin von den Vorteilen pflanzlicher gegenüber tierischer Ernährung. Neben der hohen Nährstoffdichte und der geringen Energiedichte punktet pflanzliche Ernährung durch einen hohen Anteil an Mikronährstoffen. Natürlich wurden auch die insbesondere bei veganer Ernährung kritischen Nährstoffe Vitamin D und Vitamin B12 thematisiert – genauso wie Jod, Selen, Eisen und Proteine. 

Treffen 4: Wildkräuter

Der letzte Impulsvortrag handelte von Wildpflanzen. Neben Grundregeln, wie man Wildpflanzen am bestens sammelt (z.B. „Nur sammeln, was zu 100 % bestimmt werden kann!“), erklärte uns die Referentin zu verschiedenen Wildkräutern und -pflanzen, was sich damit anstellen lässt. Außerdem erfuhren wir, wo Verwechslungsgefahren bestehen können und wann Saison für das jeweilige Naturglück ist. 

Highlight Kochabend 

Das Highlight des vierwöchigen Selbstversuches war ein gemeinsamer Kochabend. So stand jede Person vor ihrem Laptop in Begleitung von Freund*innen. Zusammen kochten wir dann selbstgemachte Wraps mit Tofu-Rührei, einem leckeren indischen Bohnenmus sowie viel frischem Gemüse. Das Gemeinschaftsgefühl zum Abschluss des Selbstversuches, der fröhliche Austausch beim Kochen und das Genießen des leckeren Essens waren eine tolle Belohnung für das Durchhalten über die letzten vier Wochen. 

Fazit

Eine echt wichtige Erkenntnis der vier Wochen: Jeder*m steht es frei, zu entscheiden, welchen individuellen Beitrag zum Klimaschutz durch klimafreundliche Ernährung sie/er leisten möchte. Wobei im Hinterkopf immer mitschwingt, dass wir durch klimafreundliche Ernährung aktiv Klimaschutz betreiben! 

Dabei ist jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung wichtig: Schon ein veganer Tag in der Woche oder der Verzicht auf Avocados können viel bewirken. Natürlich ist die vegane Ernährung sehr klimafreundlich, aber dabei bleibt uns als Individuum stets die Wahl, wie – und nicht ob – wir klimafreundliche Ernährung in unseren Lebensalltag integrieren.

Doch ganz klar: unser Bewusstsein zu klimafreundlicher Ernährung und die Umsetzung dieses Wissens darf nach dem vierwöchigen Selbstversuch nicht aufhören. In Zukunft sollten wir darauf achten, unverpackt, pflanzlich, regional, saisonal und biologisch einzukaufen.

Und im nächsten Gespräch zum Thema Ernährung liegt es nun an uns, der „perfekten“ Ernährung unserer Gesprächspartner*innen die klimafreundliche Ernährung entgegenzusetzen und so einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.


Text: Sophie Pehl (Teilnehmerin)

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