Gesundheit & Ernährung

Das steckt hinter Bio
HINTERGRUND
Bio – drei Buchstaben, ein Wort, ein Image. Eigentlich eine klare Angelegenheit, oder? Nicht ganz. Schon die Definition von ökologischem Landbau zeigt, dass beim Thema Bio nicht alles ganz so klar und simpel ist. Das Umwelt Bundesamt schreibt „Der biologische Landbau ist eine besonders ressourcenschonende, umwelt- und tiergerechte Form der Landwirtschaft. In den Betrieben, die nach den Grundsätzen des Ökologischen Landbaus wirtschaften, wird unter anderem auf mineralische Düngemittel und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet. Die Anzahl der Tiere ist in Abhängigkeit von der Betriebsfläche begrenzt. Grundsatz der Bewirtschaftungsart sind möglichst geschlossene Nährstoffkreisläufe, eine vielfältige Fruchtfolge sowie tiergerechte Haltungsverfahren.“ Unter anderem, in Abhängigkeit und möglichst. Klingt vage. Ungefähr versteht der Verbraucher, was mit dieser Beschreibung gemeint ist aber eben nicht ganz. Wie so oft beim Thema Bio.
Bio aus dem Ausland
Die Nachfrage nach ökologisch angebauten Lebensmitteln steigt in Deutschland kontinuierlich. Während 1997 gerade mal 1,48 Milliarden Euro Umsatz mit Bio-Produkten gemacht wurde, waren es 2015 8,62 Milliarden Euro (Quelle: UBA). Demgegenüber wächst der Anteil an ökologisch bewirtschafteter Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland kaum. Mit 6,5 Prozent im Jahr 2015 (6,3 Prozent in 2014) ist der Anteil noch weit von dem 20-Prozent-Ziel der Bundesregierung entfernt (Quelle: UBA). Wie kann das sein? Ein Grund für diese fehlende Entwicklung sind die stark steigenden Preise für konventionelle Rohstoffe. So sinkt die Preisdifferenz zwischen ökologischen und konventionellen Produkten und damit sinkt wiederum die Bereitschaft der Landwirte, auf eine ökologische Landwirtschaft umzustellen.
Quelle: BMEL, 2016
Mindestens genauso entscheidend sind die konkurrierenden Importe aus dem Ausland. Vor allem Osteuropa hat das Biogeschäft für sich entdeckt. Aber auch Indien, Ägypten, Argentinien und Australien exportieren nach Deutschland. Bio-Getreide, -Hülsenfrüchte und -Saaten kommen inzwischen überwiegend aus China. Je nach Land, Produkt und Klima können der Anbau der Lebensmittel mit einem hohen Wasserverbrauch für die Bewässerung, beheizten Gewächshäusern oder Dumpinglöhnen verbunden sein. Denn Bio bedeutet nicht gleich fair und regional.
Bio beim Discounter
Bisher war die Frage immer: Bio oder konventionell? Nun tut sich eine weitere Frage auf: Bäuerlich oder industriell? Denn auch Discounter verkaufen Bio-Produkte. Die Anforderungen, die sie an ihre Bauern stellen, sind dabei besonders hoch. Form, Geschmack und Farbe müssen eine bestimmte Qualität erbringen. Allerdings verkaufen Aldi und Co teilweise ökologisch produzierte Ware, die aber nicht als Bio gekennzeichnet wird. Dies hängt damit zusammen, dass die stets hohe Nachfrage der Großkunden den Bauern ein gleichbleibendes Geschäft garantiert und eben nicht alle Verbraucher für Bio zahlen wollen.
Quelle: BMEL, 2016
DAS KANNST DU TUN
Bei Bio gibt es kein Gut und Böse. Prinzipiell ist da, wo Bio drauf steht, immer auch Bio drin – egal ob vom Discounter oder aus dem Bio-Hofladen. Und die Qualität ist in jedem Fall besser, als bei konventionellen Lebensmitteln. Denn bei der Produktion wird auf Mineraldünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet. Die Klimabilanz jedes einzelnen Produkts hängt wiederum individuell von verschiedenen Faktoren ab. Wenn die Bio-Tomaten in einem beheizten Gewächshaus angebaut werden ist das natürlich nicht so toll für das Klima. Eine halbe Stunde Anfahrt alleine im Pkw bis zum nächsten Bioladen ist aber auch nicht CO2 freundlich.
Zum Glück gibt es eine Hilfestellung für Verbraucher. Alle biologisch angebauten Produkte bekommen ein Siegel. Die unterschiedlichen Siegel stehen jeweils für verschiedene Auflagen, die erfüllt werden müssen.
- EU-Bio-Siegel: Die europäische Bio-Zertifizierung definiert nur Mindeststandards für die ökologische Landwirtschaft. Unter dem Siegel wird auf die Herkunft hingewiesen: Deutsche Landwirtschaft, EU-Landwirtschaft oder Nicht-EU-Landwirtschaft. Bei diesem Siegel müssen 95 Prozent der Zutaten biologischer Herkunft sein.
- Bioland, Demeter, Naturland: Die Siegel von Verbänden folgen deutlich strengeren Kriterien. Sie akzeptieren jeweils unterschiedliche Zusatzstoffe, Düngemittel oder Futtermittel.
Bio ist nicht gleich Bio und alles andere als leicht zu durchschauen. Trotzdem lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen. Beim Thema Bio solltest Du abwägen, was wirklich umweltfreundlich ist. Dabei können dir zum Beispiel die verschiedenen Bio-Siegel helfen. Und in jedem Fall ist ein ökologischer, regionaler, saisonaler und fairer Konsum nachhaltiger als konventioneller. Also: Unkonventionell und bei Bio bleiben – aber das bewusster!
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