zero e-mission
Mit dem Elektroauto quer durch Europa? Muss man da nicht die halbe Strecke schieben, weil es keine Ladesäulen gibt? Um das Gegenteil zu beweisen und zu zeigen, dass die Mobilität von Morgen schon heute möglich ist fand die eTourEurope 2015 statt. In neun Tagen versuchten 12 Teams neun Hauptstädte Europas anzufahren.
Für uns berichtete Felix vom 9. Mai bis zum 15. Mai aus Team Nummer 9 täglich hier.
19:45 Uhr - 15. Mai 2015
Mittwoch erreichen wir die Stadtwerke Bremen gegen 17 Uhr. Die 130 km
fahren wir inzwischen ganz routiniert, am Ende sind noch 14 % Akkuladung
übrig.
Dann bisschen erfrischen im Hotel, einmal die Bremer Stadtmusikanten
besuchen und dann ist auch schon Besprechung für den nächsten Tag.
Über Hamburg soll es nach Berlin gehen. Am Abend noch die Siegerehrung für
den Tagessieg.
Wir sind erster!!! Mit 3 Minuten Abstand sichern wir uns den ersten Sieg
und sind mächtig Stolz. Die Schnellladung in Holland hat sich also
ausgezahlt.
Bremen heißt für mich auch schon Abschied, ab Donnerstag fährt Robin für
mich mit.
Was nehme ich aus den 6 Tagen eTourEurope mit?
Zu allererst jede Menge Spaß, wir waren ein tolles Team, immer
Tagessieger in der Gute-Laune-Wertung. Hier nochmals vielen Dank an Ute
und Stefan, wir waren spitze :)
Und sonst? Als Elektromobilist fährt man etwas anders. Vielleicht nicht
immer mit 130 km/h, aber dafür entspannter. Und der Beweis der
Langstreckentauglichkeit ist vollbracht. Reichweitenangst? Unverständlich!
Alltagstauglichkeit? 100 %!
Alles also rosarot? Nein, es mangelt an Schnellladesäulen in
Deutschland, Holland ist da ein super Beispiel wie es besser geht. Und
irgendwie herrscht ein gewissen Dschungel an Karten für die Ladesäulen,
da braucht es etwas einheitlicheres.
Ich aber bin überzeugt, der Elektromobilität steht eine rosige Zukunft
bevor!
15:30 Uhr - 13. Mai 2015
Abfahrt 9.30 Amsterdam, Ziel Bremen. Noch sind wir in den Niederlanden, hier ist Ladesäulenparadies. Das Navi zeigt so viele an der Route an, dass wir uns kaum entscheiden können. Schlussendlich wird es dann die Säule mit 43 kW kurz vor der deutschen Grenze. Das ganze ist einfach auf einem Rastplatz hinter der "normalen" Tankstelle.
Eine Sache habe ich gelernt. Reichweite ist wichtig. Wichtiger ist aber Ladegeschwindigkeit!
Mit den 43 kW ist die Batterie innerhalb von 30 Minuten fast voll. Das ist quasi einmal Toilettepause und noch einmal Beine vertreten.
10:00 Uhr - 13. Mai 2015
Abfahrt 5:40 Uhr gestern, auf der französischen Autobahn ist nix los. Da ich nun nicht fahren muss und die Navigationsaufgaben dem Navi übertragen wurden, hole ich schlaf nach. Um 7 Uhr ist aber Schluss mit schnarchen, der erste Ladepunkt ist erreicht. Das Städtchen Roye erwartet uns mit frischem Kaffee und jeder Menge Amperes für die Batterien. Hier dreht auch der lokale Fernsehsender France 3 Picardie einen Beitrag für die Regionalnachrichten. Dann noch kurz ein Interview für die Zeitung und we are on the Road again.
Autobahn, diesmal fahre ich, alles entspannt, meine Teammitglieder gönnen sich ne verdiente Mütze schlaf.
Durch den E-Antrieb ist es unglaublich ruhig im Auto.
Unser weiterer Weg führt uns nach Brüssel ans Atomium (auf einem Supermarktparkplatz gibts 20 min Fußweg vom Atomium Strom für uns. kostenlos!).
Unser Ziel ist ja Amsterdam, das sind 530 km Tagesetappe, insgesamt laden wir hierfür 5 mal nach.
Durch unseren letzten Ladehalt direkt an der Autobahn an einem Hotel, wo wir wieder mit Fullspeed laden können, sichern wir uns auf der längsten Etappe den zweiten Platz!
6:00 Uhr - 12. Mai 2015
4:40 Uhr Zum ersten Mal bereue ich, bei der eTourEurope mitzufahren. Das ist doch keine Uhrzeit zum aufstehen!
Wo sind wir?
Und wie sind wir hier hingekommen?
Frage 1: Flughafenhotel Paris Charles de Gaulles.
Frage 2: Rein elektrisch.
Unsere Tour führte uns von Verdun nach Meaux, ca. 50 km östlich von Paris. Da das aber 220 km sind, war ein Ladehalt nötig... Da die Ladesäule unsere Wahl schon von Mitfahrern belegt war standen wir vor einer schwierigen Herausforderung. Wo laden? Einen Umweg fahren, dafür bei IKEA mit 43 kW (volle Dröhnung) laden, oder direkt auf der Strecke eine unbekannte Säule anfahren. Wenn's schlecht läuft kann die Laderei auch mal 9 Stunden dauern. Aber wir haben Glück,die Säule lädt einigermaßen schnell. Der Besitzer der Säule, Betreiber einer Autowerkstatt, gibt uns aber den Tip nochmal 15 km zu fahren. Am dortigen Renault Autohaus könne man mehr als 3 mal so schnell laden! Das braucht er uns nicht zwei mal sagen, schließlich geht die Ladezeit in die Wertung der Rallye mit ein. Die Leute im Autohaus sind mega freundlich, es gibt Kaffee und zum Schluss bekommen wir den Renault sogar noch gewaschen (ob sie das auch bei einem VW gemacht hätten?). Hier merkt man, dass Elektrofahrer eben doch noch eher Exoten sind, besonders auf der Langstrecke. Aber so kommt man leicht ins Gespräch mit vielen netten und aufgeschlossenen Menschen.
Wir fahren bei schönstem Wetter weiter durch die Champagne, haben dem Navi beigebracht Autobahnen zu meiden.
Das Motto, das auf unserem Team-Hemd steht bewahrheitet sich: anders fahren.
Fast hätte ich vergessen, dass wir ja noch am Eiffelturm waren! Nach dem letzten Stop ging es nämlich noch zum Trocadero-Kreisel, Posing mit den Elektroautos vor dem Eiffelturm.
Heute geht es jetzt wieder Richtung Osten, Fernziel Brüssel und Amsterdam.
11:00 Uhr - 11. Mai 2015
Aus Saarbrücken ging es bei schönstem Sonnenschein und voller Batterie los. 80 km, eigentlich kein Problem.
Aus Übermut fahren wir mal bisschen schneller, 120 km/h.
Das rächt sich sofort. Aus den 130 km Reichweite werden schnell weniger. Zum Schluss kommen wir in Luxemburg mit quasi leerer Batterie an.
Wieder was gelernt: Der Verbrauch steigt mit dritter Potenz zur Geschwindigkeit. Doppelte Geschwindigkeit macht 8-fachen Verbrauch! (bei jedem Antrieb, das ist Physik, beim Stromer merkt man es nur sofort)
Heute um halb 9 ging es los nach Verdun.
Einfach mal über Land durch blühende Rapsfelder. Tausend mal schöner als die Autobahn. Und jetzt hier Pause im Cafe. Selten so entspannt gereist.
16:15 Uhr - 10. Mai 2015
Hier neueste Infos aus Saarbrücken:
Heute morgen war wieder um 8 Uhr Start. Das heißt so halb 7 aufstehen. Am Sonntag. Rallye-Alltag eben :)
Wir lassen mit 140 km Reichweite unser Hotel hinter uns. Vor uns die leere Autobahn in Frankreich auf dem Weg nach Straßburg, 150 km. Das heißt Strom sparen! Also Tempomat auf 85 km/h und nicht verfahren...
Und tatsächlich, mit 11km kommen wir im schönen Elsass an. Hier wird wieder voll geladen (21 kWh bei 22 kWh Kapazität für alle Technikbegeisterten. Für alle anderen: Kurz vor knapp).
Dann die Weiterfahrt nach Luxemburg. 205 km. Das wird wirklich eng. Rein nach Angaben von Renault wird unser Zoe ja genau mit den 205 km Reichweite angegeben. Für uns utopisch. Also Zwischenhalt in Saarbrücken. Einfach im Navi einen Lade-Zwischenhalt eingeben und gut ist. In direkter Nähe zur Saar finden wir die Säule, tanken sogar kostenlos und schneller als uns bei dem schönen Wetter lieb ist.
Jetzt also Zieletappe nach Luxemburg.
22:45 Uhr - 9. Mai 2015
News aus Basel!
Es ist 22:45 Uhr und unser Briefing für den morgigen Tag ist gerade zu Ende gegangen. Aber erst einmal noch ein paar Sachen zum heutigen Tag.
Kurz nach Konstanz sind wir auf die Schweizer Autobahn gefahren um nach 80 km einen Ladehalt in Spreitenbach zu machen.
Dort gibt es die sogenannte Umweltarena, ich würde es als eine Art Erlebniszentrum für Nachhaltigkeit, Naturschutz und erneuerbare Energien beschreiben. Also mega interessant!
Leider war 10 Minuten nach unserer Ankunft schon Ausstellungsende, sodass ich mir kaum etwas anschauen konnte.
Aber egal, schließlich leben wir ja ein Stück Nachhaltigkeit mit der eTourEurope.
Nach weiteren 75 km dann die Ankunft im wunderbaren Basel. Nicht so wunderbar sind hier aber die Preise. Döner für 8 Euro?
Schnäppchen!
Aber irgendetwas muss der hungrige Elektromobilist ja essen....
Zurück zum Briefing. Neben der Vorschau für den morgigen Tag, wurde auch die Tageswertung besprochen. Und da haben wir heute mit gerade einmal 7 Minuten Differenz den 2. Platz belegt. :) genial!
Hoffentlich kommen wir morgen auch so gut vorran.
16:00 Uhr - 9. Mai 2015
Wir sind jetzt gerade am losfahren aus Konstanz.
Nächstes Ziel ist die Schweiz. Etappenlänge 85 km, das ist mit unserem Zoe gar kein Problem. Bei unserem ersten Stop heute morgen bei Baufritz in Erkheim und jetzt hier in Konstanz, wurde beides mal extra für uns Strom gelegt.
Bei 12 Teams ist das gar nicht so trivial. Schon gestern im Hotel und auch heute tauchen immer wieder Probleme mit der Elektrik auf. Da wird dann von Kriechströmen, drei Phasen und 32 Ampere und Typ 2 Steckern gefachsimpelt. Aber das sind ja alles Alte Hasen, die kennen sich aus.
Um auf der Autobahn nicht zu viel Strom zu verbrauchen, haben wir uns bisher oft hinter einen LKW gehängt und sind im Windschatten gesurft. Wie wir das morgen am Sonntag ohne LKW machen ist noch nicht so ganz klar...
Wenn man den Zoe mit 130 über die Autobahn jagen würde, wäre nach spätestens 100km der Saft aus.
Man muss sich aber auch mal vorstellen, dass die Batterie 23 kWh Kapazität hat. Das sind keine 2 Liter Benzin.... So gesehen ist der Wagen schon extrem effizient.
So viel zu den Daten. Jetzt erstmal Schweizer Autobahn, bisher ohne Windschattenspender :(
08:30 Uhr - 9. Mai 2015
Heute geht es los!
Wir sind gerade auf dem Weg zum Start am Odeonsplatz in München.
Gestern ging es von Stuttgart nach München, da konnten wir das elektrische Langstrecken-Fahren üben.
Mit etwa 100 km Reichweite nach Ulm, obwohl das Navi 105 km anzeigt. Ich total nervös, der Stefan voll entsannt. Denn durch eine sparsame Fahrweise waren nach 100 km noch 25 km im Tank.
Doch dann die Ladesäulen-Odyssee: Die erste Ladesäule (dank Navi super easy zu finden) ist doch tatsächlich von 2 Elektroautos belegt. Also ab nach Neu-Ulm. Dort ist dann ein Verbrenner auf dem Ladeplatz. Aber mit einem langen Kabel würde es klappen....denkste. Die Ladesäule gibt nur Strom mit der Karte des lokalen Stromanbieters. Die Hotline ist aber freundlich und verweist uns in ein Parkhaus... Dort ist zwar nichts ausgeschildert, aber der Service-Mann zeigt und schaltet uns die Ladesäule frei. Also Kaffeepause am Ulmer Münster. So entspannt bin ich noch nie nach München gefahren. Doch dann oh Schreck: Die Ladesäule hatte nur 11kW Leistung. Auf deutsch: kaum etwas an Strom ist in die Batterie reingeflossen. Aber dank Smartphone ist eine Ladesäule an einem Autohof gefunden und gottseidank endlich volle Ladeleistung. Dann endlich in München.
Auf der Fahrt habe ich auch meine ersten Erfahrungen mit dem Renault Zoe gemacht. Mega entspanntes Fahren, mit guter Beschleunigung. Einfach ein vollwertiges Auto.
Jetzt Stand 8:30 Uhr sind wir auf der A96, geplante Ankunftszeit 9:15 Uhr am ersten Checkpoint...
*die bei der Erzeugung des Stroms ausgestoßenen Emissionen werden kompensiert
Fotos: JIN
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