Verpackung adé?

Kreislaufwirtschaft und ressourcenschonendem Umgang

Am Donnerstag, den 05. März 2020 fand in der Volkshochschule Stuttgart die Veranstaltung „Verpackung adé?“ zu den Themen Kreislaufwirtschaft und ressourcenschonendem Umgang in der Verpackungsindustrie statt.

Die Veranstaltung organisierte das Agenda-2030-Bündnis  „mEin Stuttgart – mEine Welt“, dem auch die Jugendinitiative angehört. Sie bildete den Auftakt einer von März bis September 2020 geplanten Veranstaltungsreihe zu den 17 globalen Zielen wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.

Der zunehmende Konsum, die immer kürzer werdende Nutzungsdauer von Produkten und die Tatsache, dass die Materialien, aus denen Produkte hergestellt sind, oftmals schadstoffhaltig und nicht recyclingfähig sind, verursachen Umweltprobleme.
Das Verpackungsaufkommen in Deutschland steigt weiter an und hat sich in den letzten 20 Jahren auf 220 Kilogramm pro Kopf verdoppelt.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung wurde die Wichtigkeit der Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Akteure herausgestellt, die sich für die Erreichung der Agenda-2030-Ziele einsetzen. Besonders relevant dabei: der Ansatz der Kreislaufwirtschaft u.a. für die Ziele „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ (SDG 12), „Industrie und Innovation“ (SDG 9) sowie „Gesundheit und Wohlergehen“ (SDG 3).

Nicht das Falsche perfekt machen, denn sonst ist es perfekt falsch

Hauptredner des Abends war Prof. Dr. Michael Braungart von der Leuphana Universität Lüneburg, Verfahrenstechniker, Chemiker und Pionier des „Cradle-to-Cradle-Konzepts“. Er führte in seinem Vortrag aus, wie das Problem der Herstellung von Verpackungen und der darin enthaltenen Schadstoffe gelöst werden kann. 

Sein Konzept steht für eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft durch die vollständige Rückführung der verwendeten technischen und biologischen Ressourcen. Er stellte dar, dass die Menschen nicht die Effizienz, sondern die Effektivität steigern sollten: „Nicht das Falsche perfekt machen, denn sonst ist es perfekt falsch“, so seine Devise. 
Aktuell schützten die Menschen die Umwelt nicht, vielmehr versuchten sie, die Umwelt weniger zu zerstören. In seinem Verständnis sollte der Mensch durch seine Existenz der Welt nutzen. Umweltschutz ist für Braungart kein Moral-, sondern ein Innovationsthema und sollte ein entsprechendes Umdenken der Wirtschaft zur Folge haben.

Im Verlauf der sich anschließenden Podiumsdiskussion erläuterten Prof. Braungart, Christian Hössle (Leiter der zentralen Verpackungsentwicklung/Labor und Managementsysteme, Klingele Packaging Group) sowie Harald Notter (Leiter des Referats Kreislaufwirtschaft und Recht im Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg) verschiedene Lösungsansätze aus der Perspektive von Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung.

In seinem Eingangsstatement betonte Harald Notter zunächst, dass Kreislaufwirtschaft auch das Ziel des Landes Baden-Württemberg sei. Seine Definition unterscheide sich jedoch von der Braungarts, da er es für notwendig erachte, die Phase des Abfalls miteinzubeziehen. Dabei sollten Schadstoffe aus den Abfallprodukten herausgefiltert werden. Generell erachte er das Prinzip „Cradle-to-Cradle“ als sinnvoll.

Christian Hössle, als Vertreter der Verpackungswirtschaft, ergänzte, dass die Recyclingquote seines Unternehmens bereits bei über 80 % liege. Aktuell benötige man jedoch immer noch einen gewissen Anteil an Frischfasern im Recyclingprozess. Dies bedeute für seine Firma, dass eine ganzheitliche Umsetzung des „Cradle-to-Cradle“-Prinzips derzeit (noch) nicht möglich sei. Als problematisch bezeichnete Hössle zudem die fehlende aktive Nachfrage nach Recyclingprodukten durch die Industrie, und letztlich durch die Verbraucher*innen.

In der weiterführenden Diskussion hob Braungart die Kreislaufwirtschaft als ein Mittel zum Umsteuern und damit auch zum Schutz der Wirtschaft hervor, denn ein Produkt billiger zu produzieren könne jeder, jedoch nicht besser. Ein besseres Produkt ist demnach das Produkt, das nach den Maßgaben des Kreislaufes erstellt wurde.

Das zahlreich erschienene Publikum richtete umfassende Fragen an die Referenten. Im Zentrum stand dabei die Notwendigkeit des eigenen Handelns. Jeder sollte versuchen, die nachhaltige Entwicklung zu fördern und selbst aktiv zu werden. Zudem sei auch mehr Sanktionierung bei Umweltverschmutzung gefordert, wie beispielsweise bei einem Liegenlassen von Abfall auf öffentlichen Plätzen.

Abschließend wurde zu weiteren Veranstaltungen der Reihe „Agenda 2030 in Aktion!“ eingeladen, die das Bündnis mit weiteren Partnern bis September anbietet.

Eine Terminübersicht (die sich ständig aktualisiert wird) findest Du hier.


ACHTUNG: Viele der in nächster Zeit geplanten Termine fallen aufgrund des Corona-Virus voraussichtlich aus – bitte immer noch einmal direkt beim Veranstalter gegenchecken, ob das Event, das Dich interessiert, auch wirklich stattfindet!


Diesem Ausblick schloss sich der weitere Austausch mit den Referenten sowie der Gäste untereinander an. Dabei wurde gerne die Gelegenheit zur Stärkung am Stand des Weltladens an der Planie genutzt.

Fotogalerie

Bilder @Sandy Eichoue

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