Warum billige Bananen hungrig machen?!

Im TV läuft eine Sondersendung zum G20-Gipfel in Hamburg. Die Kamera fängt Bilder einer der zahlreichen Demos rund um die Politikveranstaltung ein. Menschen tragen Transparente mit der Aufschrift: „Kriegstreiber: Wachstumswahn + Rohstoffgier!“ oder „Don’t sell the climate“ und „Freihandel - Macht - Flucht“. Dann kommt der Zug zum Stehen. Das bietet die Möglichkeit zur kleinen Stärkung für die Demonstrant*innen. Sie greifen in ihren Rucksack und fördern … Bananen zu Tage.

Bei Christian Bennighausen rattert es im Gehirn angesichts solcher Bilder direkt los: G20 Kongress – Demo im Hamburger Hafen – Kritik am globalen Handelssystem – Wie sind denn diese Demonstranten drauf: „Banane kommt gar nicht aus dem alten Land, sondern erst durch das globale Handelssystem zu uns.“

Demonstrieren für einen fairen Warenaustausch ist super und wichtig. Aber mit einem der in diesem Sinne fragwürdigsten und zugleich auffälligsten Produkte in der Hand eher schwierig. Gerade die Banane steht stellvertretend für die verschiedenen Dilemmata der Globalisierung:

  • Ausbeutung der Plantagenarbeiter*innen
  • Brutalstes Vorgehen gegen aus Not Aufständige mit unzähligen Toten
  • Jahrzehnte anhaltende grausame Unterdrückung der Bevölkerung ganzer Länder (Guatemala, Honduras, Kolumbien)
  • Flüchtlingsströme in die Bananen-Importländer

Alles Banane oder was?! 

Christian Benninghaus ist Sience Slammer, Forscher und Lehrer, Fachbereich Geografie. Sein Ziel: Schüler*innen sollen vernetzend und systematisch denken können. 

Daher schießen ihm zu den Demonstrantinnen und Demonstranten unweigerlich Fragen in den Kopf:

  • Wissen die das denn nicht mit der Banane?
  • Oder wissen das schon, können es aber nicht anwenden?
  • Oder wissen das schon, glauben aber das es nicht stimmt?

Wie denken meine Schüler*innen über Bananenkonsum?

Christians Gedanken gleiten hinüber ins Klassenzimmer. Dort fragt er nach: Warum können eigentlich günstige Bananen hungrig machen?
Der ungläubige Blick der Schüler*innen wechselt von der eingeblendeten Frage zu Christian: „Hä? Was willst Du von uns?“

Der Pädagoge hat diese Reaktion provoziert. Die Aufmerksamkeit ist ihm gewiss. Dann erzählt er ein bisschen was und so langsam dämmert's… 

Hamburg ist der Bananenhafen. Hier kommen die Bananen aus Übersee an – meist aus Lateinamerika z.B. aus Ecuador. Ecuador ist demnach Produktionsraum, Deutschland Konsumraum. Produktionsraum ist also nicht der Konsumraum. 

Konventionell produzierte Bananen kommen aus Monokulturen. D.h. es werden nur Bananen auf diesen Plantagen angepflanzt. Biodiversität fehlt. Damit die Früchte nicht vergammeln, müssen die Plantagenbetreiber*innen jede Menge Pflanzenschutz- und Düngemittel reinhauen. Versprüht werden die Gifte aus der Luft per Flugzeug. Während die Leute da noch arbeiten. Der Wert liegt beim Produkt, nicht bei den Menschen, die auf der Plantage arbeiten.

Wer verdient an der Banane?

DerPreis bei uns im Supermarkt im unteren Preissegment liegt bei ca. einem Euro. Von dem Euro bleibt ein Drittel im Supermarkt. Beim Großmarkt bleibt halb so viel. Auf den Transport entfallen etwas mehr als ein Viertel. Es bleibt also etwas weniger als ein Viertel im Produktionsland. Davon muss die Plantage angelegt und gepflegt werden. Die Bananen müssen zudem geerntet, verpackt und zum Schiff gebracht werden. Der gesamte Prozess im Produktionsland dauert mehre Monate. Da das Produkt wichtiger ist als die Menschen, die es produzieren, sind die Löhne super gering. Die Armut ist hoch und die Arbeiter*innen hungern. Da habt ihr die Antwort auf die Frage: Warum günstige Bananen hungrig machen?

Vernetzend denken lernen mit Info-Kärtchen 

Nachdem die Kinder die Erklärung geschluckt haben, bekommen sie auf Basis der Fragestellung eine Reihe von Info-Kärtchen. Die Schüler*innen nehmen sich davon immer zwei Kärtchen und schauen, ob diese in einem Wirkungszusammenhang stehen. Und erstellen einen Wirkungsgrafen. 

Anhand des Wirkungsgrafen lässt sich dann ablesen, ob eine Schülerin die verschiedenen Zusammenhänge von Ursache und Folge verstanden hat und somit in der Lage ist, eine Bewertung dieser Konsumweise vorzunehmen: Die Antwort lautet dann beispielsweise: „Das ist nicht so nachhaltig.“

Es kann passieren, dass ein*e Schüler*in sagt: Ich will nie wieder Bananen essen. Nie wieder konsumiere ich globale Produkte. Und die Globalisierung will ich auch nicht mehr.

Christian erklärt dann: Globalisierung einfach aussperren geht nicht. Denn wir leben in einer globalisierten Welt und wir können uns dem eigentlich nicht entziehen.
Was er den Schüler*innen aber zeigen kann: Wie sie selber Globalisierung gestalten können.

Er fordert die Schüler*innen auf, sich so ne Banane genauer anzuschauen: „Was fällt euch auf?“
„Da ist ein Aufkleber drauf. Da steht irgendwie fair trade drauf.“

Zu fair trade erhalten sie dann zehn Arbeitsblätter. Durch diese beißen sie sich durch und finden heraus, dass die verschiedenen Label wie fair trade, Ökoanbau oder Mindestpreis tatsächlich Sinn machen. Die verschiedenen Prämien sorgen dafür, dass die Leute auf den Plantagen mehr Geld in der Tasche haben.  

Christian in Action findest du hier.

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