JBR Wochenende in Stuttgart

Als Harry Potter bei der dritten Aufgabe im Trimagischen Turnier antritt, erwartet ihn ein kompliziertes Labyrinth und darin eine Sphinx mit einem verwirrenden Rätsel. Ähnlich dürfte es den meisten Teilnehmenden am Sitzungswochenende des Jugendbeirats der Nachhaltigkeitsstrategie vom 1. bis 3. März 2019 gegangen sein.

Auf der Suche nach dem Tagungsraum musste man sich am Freitag durch den komplizierten Aufbau der Jugendherberge Stuttgart International navigieren. In sieben Stockwerke und mehrere Gebäude aufgeteilt, findet sich der Komplex in bester Stuttgarter Hanglage. Doch wie findet man zum gebuchten Raum? „Ganz easy!“, sagt die Frau an der Rezeption. „Einfach in die dritte Etage, dann rechts, gerade aus, durch die Glastür und die Treppe runter. Dann durch den Gang und gleich auf der linken Seite befindet sich der Raum St. Louis.“ Aha.

Irgendwann finden sich die Mitglieder des Jugendbeirats in dem Raum wieder, der tatsächlich nicht weniger als eine Tasse voll amerikanischem Sand aus besagtem Ort beheimatet. Nachdem sich der Blutdruck gesenkt und der Zuckerhaushalt mit Kaffee und Bio-Obst in Einklang gebracht wurde, sind alle startklar. Wir reflektieren die Arbeit des Jugendbeirats im vergangenen Jahr 2018 und sprechen über die Erwartungen an das anstehende Wochenende und Jahr. Die Stimmung ist positiv und alle sind motiviert, im neuen Jahr Aktionen und Projekte gemeinsam als JBR zu gestalten. Nach dem Abendessen finden wir uns nochmal zusammen und sprechen in lockerer Atmosphäre über mögliche Workshop-Formate, Schulbesuche und wie wir der Stimme der Jugend im Bereich Nachhaltige Entwicklung bestmögliches Gehör in der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft verschaffen können. Der Abend geht zu Ende an einem Tisch, den man ganz offensichtlich aus einer japanischen Sushi-Bar entwendet und vor das wundervolle Panorama des Kessels gestellt hat.

Am Samstag trifft man sich beim Frühstück wieder und erfreut sich all dieser Dinge, die man nur in Jugendherbergen machen kann. Das Zimmer mit vielen netten Leuten teilen, die einen sogar an ihrem Schlaf und der damit verbundenen Atmung teilhaben lassen. Oder etwa Orangenlimonade zum Aufwachen trinken und sich einreden, es handele sich dabei um Saft.

Später sprechen wir mit einer Vertreterin aus dem Umweltministerium über die Veranstaltungen, die wir 2018 besucht haben und die, die dieses Jahr auf uns warten. Begeistert werden Erinnerungen an das NaturVision Filmfestival geteilt und auch unser legendäres THINK-Forum, das letztes Jahr in Heidelberg stattfand, bleibt nicht unvergessen. Danach geht es weiter mit einem Workshop zu Instagram. Wir erkunden die Bedeutung der Plattform zusammen mit Katrin von @erzaehldavon. Hier zeigt sich sehr gut der Unterschied zwischen Generation X und Y. Während die einen noch darüber rätseln, warum um alles in der Welt Menschen die interaktiven Funktionen in „Stories“ benutzen, schnattern andere über Letterboards, Hashtags und die Influencer-Karriere von Sander (@sanderfra). Am Ende sind sich jedoch alle einig: Die Zukunft ist quadratisch und nach Wahl ohne Filter – wir JBRler starten einen Instagram-Kanal!

Am Nachmittag erwartet uns ein Team-Event. Nach dem Sprint zur Bahn fahren wir in eine riesige Halle voll mit Trampolinen. Bei ausgelassenem Gehüpfe spielen wir Dodgeball und schwelgen in Erinnerungen an Takeshis-Castle. Nach dem vielen Sitzen ist das eine schöne Abwechslung. Mit kleineren Kollateralschäden fahren wir schließlich zurück in die Jugendherberge. Wahrlichen Sportsgeist beweisen sich dabei noch zwei Jugendbeiräte. Wer ist schneller: Der laufende Linus oder Valentin, der in die Technik (Straßenbahn) vertraut? Mit einem riesigen Vorsprung erreicht Linus die Unterkunft und darf sich auf den Preis am Abend freuen, einen Cocktail mit Schirmchen.

Als sich die Röte in den Gesichtern gelegt hat, geht es weiter mit einer Session zu den Themen, die wir im März beim Treffen der Wirtschafts-Initiative Nachhaltigkeit thematisieren wollen. Wir stimmen mit dem sich beim Think-Forum bewährten TED-System zu Thesen wie „Ich finde sinnhafte Arbeit wichtig“ oder „Gehalt oder nachhaltiges Unternehmen“ ab und debattieren darüber. Dann arbeiten wir in Kleingruppen zum Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Berufsleben und dem SDG 12, der Rolle von Nachhaltiger Produktion und Konsum.

Der Abend endet bei interessanten Gesprächen, Vino aus dem Kessel und Linus‘ türkisfarbenem Mixgetränk.

Am Sonntag gehen wir in den Endspurt. Im Open Space arbeitet jeder zu gewählten Themen. Die Gruppen widmen sich dem Besuch bei Schüler*innen und passenden Workshop-Formaten, dem Social-Media Projekt (Urlaub in Deutschland anstatt einer Fernreise soll promotet werden) und dem geplanten Instagram-Kanal für den Jugendbeirat. Die Ergebnisse werden präsentiert und es wird deutlich, dass viele gute Ideen entstanden sind.

Bei einem letzten Mal Nudelvariationen der Herbergsküche reflektieren wir das zurückliegende Wochenende. Es wird deutlich, dass solche Treffen nicht nur gut sind, um etwas produktiv zu erarbeiten. Motivation für die Zukunft kann man sehr gut in solcher Gemeinschaft tanken und man kann offen darüber sprechen, was gut und weniger gut funktioniert. Und es ist immer wertvoll, Menschen in Person zu treffen und sich auszutauschen. Diese persönlichen Zusammenkünfte können nicht durch Slack (das wir ab heute super intensiv nutzen werden) oder ähnliche virtuelle Kanäle ersetzt werden. Mit viel Enthusiasmus trennen wir uns und jeder schlägt sich auf dem Weg nach Hause durch das Geflecht der Jugendherberge und die Feinstaubwolken der Stuttgarter Innenstadt.


Fotos: JIN

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