Welche Zukunft wollen wir?

Wir können die „Dinge nicht getrennt voneinander betrachten“, schreibt der Soziologe Harald Welzer in seinem Buch „Die smarte Diktatur: Der Angriff auf unsere Freiheit“. Damit hat er Recht. Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Demokratie hängen, wenn vielleicht auch nicht auf den ersten Blick erkennbar, unweigerlich zusammen. Wie genau dieser Zusammenhang aussieht, das haben das IZKT und das Stuttgart Institute of Sustainability e.V. (SIS) in Kooperation mit der Jugendinitiative sowie dem Württembergischen Kunstverein e.V. bei ihrer Veranstaltung am Montag, den 28. November 2016, in Stuttgart näher beleuchtet.

Im gut besuchten Kunstgebäude des Württembergischen Kunstvereins wurden verschiedene Aspekte der Digitalisierung genauer unter die Lupe genommen. Allen voran das kritische Thema Datenschutz. Die rasend schnell voranschreitende Digitalisierung unseres Alltags bietet für die Nachhaltigkeitspolitik enorme Chancen. Effizienzgewinne sind in der urbanen Mobilität, bei Produktion und Lagerung, ja selbst im Bereich der Resilienzpolitik zu erhoffen, wo man Wetterextreme schneller erfassen und zielgerichteter kommunizieren kann. Eine transparente Gesellschaft kann Güter und Personen aber nicht nur effizienter leiten, sondern diese auch sanft steuern. Sie wird nicht nur Umweltschädigungen oder Risikoverhalten eindeutiger zuschreiben und durch präzisere CO2-Besteuerung oder Versicherungstarife mehr Gerechtigkeit schaffen. Sie macht zugleich unser Verhalten beobachtbar und wirft demokratietheoretische Fragen auf, die Harald Welzer in seinem Bestseller „Die smarte Diktatur“ thematisiert. Obwohl wir noch am Anfang dieser Entwicklung stehen, drängen sich diese Fragen bereits mit Vehemenz auf: Wer darf wen wann beobachten – wie viel Transparenz wollen wir wirklich? Macht Digitalisierung die Gesellschaft demokratischer? Sind wir wirklich auf dem Weg in Richtung „smarte Diktatur“?

Die Referenten des Abends Prof. Dr. Harald Welzer (Direktor der Stiftung FUTURZWEI, Berlin) und Prof. Dr. Michael Resch (Direktor des Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart) stellten ihre, an vielen Stellen ähnlichen, aber auch teilweise recht unterschiedlichen, Ansichten zu unterschiedlichen Aspekten von Digitalisierung vor. So verging die zweistündige Diskussion wie im Flug und lieferte den Zuhörern genügend Anregungen für eine weitergehende Beschäftigung mit dem Thema. Die Veranstaltung hat gezeigt, dass das Thema Digitalisierung höchst aktuell ist und auf beinahe alle Bereiche unseres Lebens Einfluss hat.

 

Im Sommersemester 2014 haben das IZKT und das Stuttgart Institute of Sustainability Stiftung e.V. (SIS) die Gesprächsinitiative Nachhaltige Lebenswelten begründet. Diese Gesprächsinitiative stellt sich interdisziplinär, über Fächergrenzen und spezifische Branchen hinausgehend, den großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Ziel ist es, den Wissenstransfer und den Dialog zwischen städtischer Öffentlichkeit und Universität zu stärken, vor allem aber einen Beitrag zur Umstellung unserer Lebenswelt auf nachhaltige Strukturen zu leisten. Dreimal im Semester laden wir VertreterInnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zum Gespräch; jedes Semester an einem anderen Ort der Stadt.

 


Foto: JIN

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