CreatiVibes Vol. 2: Musik

Wenn Musik mehr bewegt als Hüften.

Musik bewegt – nicht nur auf der Tanzfläche, sondern auch Gedanken und Herzen. Bei der zweiten Veranstaltung der CreatiVibes-Reihe am 13. September 2025 in der Kulturinsel Stuttgart wurde das spürbar: Zwischen Beats, offenen Gesprächen und geretteten Lebensmitteln entstand ein Abend, der Kultur, Klimaschutz und Kreativität lebendig verband. 

Gerade in Zeiten von Klimakrise und gesellschaftlicher Spaltung schafft die CreatiVibes-Reihe Räume für Austausch, Inspiration und neue Ideen. Das diesmal eigens entwickelte Format aus Konzert und interaktivem Gespräch berührte und motivierte – passend zum Veranstaltungsort: der Kulturinsel Stuttgart, einem ehemaligen Güterbahnhof, der heute als urbanes Kreativlabor für ökologische Stadtentwicklung, interkulturellen Austausch und soziale Teilhabe dient. 

TALYA & Band – Musik, die unter die Haut geht 

Den musikalischen Rahmen gestaltete TALYA & Band – fünf großartige Musiker*innen, die durch Sound und Haltung überzeugen. Ihr Mix aus Alternative, Electro und Pop trifft melodisch ins Ohr und thematisch mitten ins Herz. 

Ihre Songs erzählen von Verletzlichkeit, Stärke, innerem Wachstum und der Suche nach dem eigenen Weg – ehrlich, mutig, emotional. Musik, die nachhallt – lange über den Abend hinaus. 

 

Zwischen den Tönen: Gespräche, die bewegen 

Die Musik wurde an zwei Stellen unterbrochen – nicht etwa für eine Pause, sondern für persönliche und inspirierende Gespräche zwischen Sängerin TALYA und Simone vom „wir ernten was wir säen“-Team. Das Publikum war dabei mehr als nur Zuhörer: Es wurde Teil eines offenen Austauschs 

Teil 1: Persönlich & nahbar 

Im ersten Gesprächsblock gewährte TALYA Einblicke in ihren Musikweg: von musikalischen Wurzeln in der Familie über erste eigene Songs mit Gitarre bis zu ihrer Entscheidung für englischsprachige Texte. Dabei wurden auch Herausforderungen des Musikbusiness nicht ausgespart – wie Selbstvermarktung, Social-Media-Druck und die Schattenseiten der Streaming-Ökonomie. 

Teil 2: Musik als Motor für Wandel 

Im zweiten Teil rückten gesellschaftliche Fragen in den Fokus: Welche Rolle spielt Musik im Kontext von Klimakrise, Empowerment und gesellschaftlichem Wandel? Für TALYA ist Musik weit mehr als emotionaler Ausdruck – sie versteht sie auch als kraftvolles Sprachrohr für gesellschaftlich relevante Themen. Mit Nachdruck betonte sie, wie wertvoll es sei, offen aussprechen zu dürfen, was einen bewegt – ein Privileg, das leider nicht allen Menschen zuteilwird. Umso wichtiger sei es, sich für diese Freiheit einzusetzen. 

Auch Deutschlands Klimaziel 2045 und die Rolle der Kulturbranche im Klimadiskurs rückten in den Mittelpunkt. Lange wurde ihr Einfluss unterschätzt – dabei zeigt sich zunehmend: Musik wirkt nicht nur emotional, sondern bringt auch erhebliche ökologische Herausforderungen mit sich. Von Mobilität und Streaming über Merchandise und Catering bis hin zur starken Bodenbelastung bei Festivals – die ökologischen Fußabdrücke sind vielfältig. 

Gleichzeitig wurde deutlich: Die Verantwortung für nachhaltiges Handeln darf nicht allein bei den Künstler*innen liegen. Vielmehr braucht es strukturelle Unterstützung, politische Rahmenbedingungen und branchenweite Lösungen. Nur so kann Nachhaltigkeit in der Kultur über individuelles Engagement hinaus realistisch umgesetzt werden. 

 

 

Klimaschutz & Kultur – eine starke Allianz im Werden 

Trotz aller Herausforderungen gibt es Lichtblicke: Insbesondere seit 2021 bewegt sich politisch und auf Verbandsebene einiges. Im Gespräch wurden zahlreiche Initiativen aufgezeigt, die Hoffnung machen, dass Klimaschutz und die Kulturbranche zunehmend zueinanderfinden: 

  •     Green Culture BW – Vorreiterinitiative aus Baden-Württemberg in Sachen Klimaschutz und Kulturförderung 
  •     Culture4Climate – bundesweite Initiative für Nachhaltigkeit im Kulturbereich 
  •     Green Culture Anlaufstelle – zentrale Beratungsstelle für ökologische Nachhaltigkeit in Kultur und Medien 
  •     Zukunftsmusik Klimaschutz – Online-Fokus des Deutschen Musikinformationszentrums zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Musikleben 
  •     Green Music – Klimaschutz im Vereinsalltag – praxisnahe Hilfestellung des Landesmusikverbands BW für ökologische Nachhaltigkeit in Musikvereinen 
  •     Und nicht zuletzt: immer mehr Festivals, die sich bewusst für Nachhaltigkeit einsetzen – in Baden-Württemberg etwa Das Fest in Karlsruhe oder das Newcomerfestival MYOSOTIS in Fellbach 

Stärkung für Körper & Geist – gerettete Snacks und gute Vibes 

Zwischendurch gab’s gerettete Brötchen und Gebäck von Foodsharing – ein leckerer Reminder, wie wertvoll achtsamer Umgang mit Lebensmitteln ist. Danach wurde weitergesungen, weitergedacht und weitergetanzt – ganz im Sinne von CreatiVibes. 

 

Was bleibt, wenn der letzte Ton verklungen ist? 

Ein Abend wie dieser ist mehr als die Summe seiner Programmpunkte. Es ist das Gefühl, nicht allein zu sein – mit Fragen, Hoffnungen und dem Wunsch nach Veränderung. Musik öffnet Türen, wo Worte allein nicht ausreichen, und macht spürbar: Engagement kann leicht sein – voller Kreativität, Gemeinschaft und Lebensfreude. 

Was sich durch den Abend zog und sich in Gesprächen, Beiträgen und Reaktionen widerspiegelte: ein gemeinsames Verständnis dafür, dass Kultur mehr kann – und eine aktivere Rolle einnehmen sollte. Die Kulturbranche wurde lange unterschätzt, dabei trägt sie enormes Potenzial in sich, zum Klimaschutz beizutragen. Musik erreicht Menschen emotional – oft dort, wo faktenbasierte Argumente an ihre Grenzen stoßen. Künstler*innen haben Sichtbarkeit, Glaubwürdigkeit und die Möglichkeit, gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten. Genau deshalb braucht Kultur eine stärkere Rolle im Klimadiskurs – als Brücke zwischen Gefühl und Erkenntnis, zwischen Wissen und Veränderung. 

Wir hoffen, viele sind inspiriert nach Hause gegangen – vielleicht mit neuen Gedanken im Kopf, dem nächsten TALYA-Konzert im Kalender und der Lust, selbst Teil des Wandels zu sein. Und dass die Kulturinsel Stuttgart als Ort gelebter Utopien in Erinnerung bleibt – und weiterlebt. 

Bis zum nächsten Mal bei CreatiVibes – wenn es wieder heißt: Let’s vibe for change! 

 

 


Bilder: Patrick Vexler
Text: Simone Stechele

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