Green statt Black? Alternativen zum Black Friday

Am 28. November startet dieses Jahr wieder die große Rabattschlacht. Passender könnte das Timing kaum sein: Am selben Wochenende öffnen vielerorts die Weihnachtsmärkte, und das erste Adventswochenende läutet die besinnlichste Zeit des Jahres ein. Müsste man meinen. Doch die Realität sieht anders aus: Statt Kerzenschein herrscht Schnäppchenfieber.

Ein paar Gedanken zum Black Friday

Es geht nicht darum, nochmal aufzuzählen, wie schlecht der Black Friday fürs Klima ist.  Dass an diesem Tag über 600.000 Tonnen zusätzliche Treibhausgase entstehen und die Retourenquote um 143 Prozent steigt, sei nur am Rande erwähnt. Dass an diesem Tag so viele Emissionen entstehen, dass man davon über 100 Milliarden Smartphones mindestens eine Stunde laden oder rund 3.500 Flüge von Paris nach New York und zurück unternehmen könnte. Das wissen wir alles. Wir kennen die Fakten und klicken trotzdem auf „Jetzt kaufen“. Das ist auch in Ordnung, denn wir müssen hin und wieder konsumieren und dürfen dabei auch auf den Preis achten. Die eigentliche Frage lautet: Wie lässt sich Konsum so gestalten, dass er sowohl uns, unserem Geldbeutel als auch der Umwelt guttut? 

Einen Schritt zurück: Was ist eigentlich der Ursprung vom Black Friday? 

Traditionell folgt der Black Friday in den USA auf Thanksgiving, dem auf die Kolonialzeit zurückgehenden Feiertag, an dem es um Gemeinschaft, Dankbarkeit und Wertschätzung geht. Der Feiertag läutet bei vielen Amerikanerinnen und Amerikanern, für die Thanksgiving oftmals wichtiger ist als Weihnachten, ein langes Wochenende ein. Viele haben am Freitag frei und nutzen die Gelegenheit, um mit dem Weihnachtseinkauf zu starten. So entwickelte sich der darauffolgende Black Friday zum internationalen Verkaufstag voller Rabattaktionen und Sonderangebote.
Und genau hier wird es spannend: Am Donnerstag wird gefeiert, was wir haben, während am Freitag dem nachgejagt wird, was uns noch fehlt. Zwei Gegensätze, die längst nicht mehr nur amerikanisch sind, sondern auch unser eigenes Spannungsfeld zwischen Bedürfnis und Überfluss widerspiegeln. 

Am Montag nach Black Friday endet das Aktionswochenende mit dem Cyber Monday. In diesem Jahr geht er mit dem ersten Türchen des Adventskalenders einher und eröffnet damit die grenzenlose Vielfalt der Adventskalender und den vollen Kaufrausch der Weihnachtszeit. Wie wäre es denn eigentlich, wenn wir die Dankbarkeit aus Thanksgiving mitnehmen und die besinnlichste Zeit des Jahres nicht dem Kaufrausch überlassen? 

Eine Einladung grün zu denken 

Das dachten sich auch einige Unternehmen, die in diesen Tagen bewusst andere Zeichen setzen. Die Lifestylekette Dille & Kamille geht so weit, dass sie all ihre Geschäfte und auch den Online-Shop am Black Friday schließt. Auch Patagonia verzichtet seit Jahren auf große Rabattaktionen und ruft stattdessen dazu auf, weniger und bewusster zu konsumieren. In seiner legendären Kampagne „Don’t buy this jacket“ machte das Outdoorlabel bereits 2011 deutlich, dass jeder Kauf Ressourcen kostet. Auch spendete Patagonia vor einigen Jahren seine Black-Friday-Umsätze zu 100 Prozent an Umweltorganisationen. Das Modelabel Glore bietet am Black Friday zwar 20 Prozent Rabatt in seinem Onlineshop, hofft aber damit „faire Mode verbreiten“ und auf einen nachhaltigeren Konsum aufmerksam machen zu können. 

Diese Gegenbewegungen sind auch als „Green Friday“ oder „Fair Friday“ bekannt. Seit 2015 laden nachhaltige Marken und Initiativen am Green Friday dazu ein, über den eigenen Konsum nachzudenken. Der Fair Friday verfolgt ein ähnliches Ziel – allerdings mit stärkerem Fokus auf sozialer Gerechtigkeit: faire Löhne, faire Preise, faire Produktionsbedingungen. Hier geht es nicht darum, gar nichts zu kaufen, sondern bewusst zu entscheiden, was, wie und von wem man kauft. 
Eine andere Reaktion ist der „Buy Nothing Day“, der traditionell am Samstag nach dem Black Friday stattfindet. Er lädt dazu ein, einen Tag lang bewusst nichts zu kaufen – als stillen Protest gegen den Überkonsum. Daran angelehnt entstand in Schweden der „White Monday“ als Reaktion auf den Cyber Monday, der ebenfalls zum Kaufverzicht aufruft und die Freude am Reparieren, Tauschen und Wiederverwenden feiert.

Natürlich haben diese Aktionstage vor allem Symbolcharakter. Aber sie tragen auch zur Sensibilisierung bei und regen doch zum Nachdenken an. Worum geht es denn wirklich in dieser angeblich besinnlichen Zeit? Müssen wir einander mit Geschenken überhäufen oder zählt am Ende nicht das, was wir einander schenken, ohne Geld auszugeben: Zeit, Aufmerksamkeit und ehrliche Worte?

Wenn du nun aber doch den Black Friday nicht völlig verbringen, aber trotzdem Umwelt und deinen Geldbeutel schonen möchtest, sind hier ein paar Ideen für ein bewusstes, vielleicht sogar grünes Black-Friday-Wochenende: 

  • Beim Ausspähen von guten Angeboten auch an die Paketzustellenden denken und ein paar Aufmerksamkeiten auf den Briefkasten oder in dein Treppenhaus stellen oder zum Beispiel 25 Prozent des Gesparten als Trinkgeld weitergeben
  • Einen Local Friday machen und lange Transportwege und zusätzliche Versandkosten vermeiden, indem du in Läden vor Ort stöberst und damit den lokalen Einzelhandel unterstützt.  
  • Die Gunst nutzen, dass andere durch Neukäufe Gebrauchtes loswerden wollen und auf Plattformen wie Vinted, Kleinanzeigen oder Medimops shoppen und den eigenen Geldbeutel schonen. 
  • Statt neue Kleidung zu kaufen, erstmal durch eine Ausmistaktion Platz im eigenen Kleiderschrank schaffen und Freundinnen und Freunde zu einer privaten Kleidertauschparty einladen und Glühwein oder Punsch schlürfen.
  • Sich drei Dinge aussuchen, die schon länger aufgeschoben werden und diesen zu neuem Glanz verhelfen: die vom Regen verdreckten Schuhe endlich putzen, das löchrige T-Shirt endlich flicken, den losen Knopf endlich annähen oder dem hartnäckigen Rotweinfleck auf dem Lieblingspulli endlich auf die Pelle rücken. 

 


Quellen

Bild: Markus Spiske, Unsplash

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