Spezialrädertag

Spezialrädertag Kirchheim

An einem regnerischen Samstag im Juni haben wir von der Jugendinitiative uns aufgemacht, um am Kirchheimer Spezialrädertag im Rahmen des Projekts RadKULTUR vom Verkehrsministerium teilzunehmen. Hört sich vielleicht erstmal nicht so spannend an, irgendwo in einer Stadt bei Stuttgart bei Regenwetter über Fahrräder zu sprechen, doch das Gegenteil war der Fall.

Bereits am frühen morgen haben sich viele Leute auf dem Kirchheimer Schlossplatz zusammengefunden, um ihre Stände aufzubauen. Ein Standbetreiber kam auf einem hölzernen Hochrad über das Kopfsteinpflaster dahergefahren. Beim Anblick des historischen Gefährts weiß man die Entwicklungsfortschritte, die bei Fahrrädern seit dem 19. Jahrhundert erzielt wurden, zu schätzen.

Aktuell beschäftigen sich viele Menschen mit umweltfreundlichen Mobilitäts-Innovation. Stark im Trend sind derzeit Elektrofahrräder wie Pedelecs. Monowheels düsen durch die Königsstraße, mit dem E-Lastenfahrrad kann man entspannt seine Feierabendbierchen nach Hause oder in den Park transportieren (in Stuttgart sogar kostenlos zu leihen), Anhänger sind der neue Kofferraum und mit dem Fahrradbus kann man als Straßenmusikband gemütlich durch die Innenstadt tuckern oder einen sonntäglichen Familienausflug an den See machen.

2.600 km pro Jahr mit dem Auto nur für Einkäufe

All diese interessanten Fortbewegungsmittel waren am Kirchheimer Spezialrädertag vertreten und rufen feierlich dazu auf, mehr Fahrrad zu fahren. Der BUND sagt, jede*r deutsche Endverbraucher*in legt im Schnitt 2.600 km pro Jahr im Auto zurück, um einkaufen zu gehen. Ein bisschen krass ist das schon! Zumal rund ¾ der Einkäufe unter 5 kg wiegen, also locker auch mit dem Fahrrad, einem Spezialrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln transportierbar wären. Das schreit nach Veränderung! Die Tradition von Fahrrädern in allen Lebenslagen ist lang – so gesellte sich neben unseren Jugendinitiative-Zeltchen die Historische Radgruppe Wendlingen. Ich wusste auch nicht, dass es solche Fahrradliebhaber*innen noch gibt, aber ja! Sie hatten neben der Draisine, dem Delfinrad und dem Scherenschleiferrad auch tatsächlich ein Feuerwehrrad dabei. Mit Feuerwehrhupe und Wasserschlauch. Ein Fahrrad kann für sehr vieles taugen, wenn man ihm muss genügend Selbstvertrauen gibt.

Jugendinitiative mit Fahrradmixer und Monowheel vertreten

Wir hatten ein Monowheel zum Ausprobieren dabei und den grandiosen Fahrradmixer – ein altes Fahrrad kann man mit ein bisschen Düsentrieb-Talent sehr genial upcyclen und sich seinen Smoothie selbst erstrampeln kann. Da braucht man dann auch kein Fitnessstudio mehr ;) Dabei ging es uns auch darum zu zeigen, wie viel Energie in Lebensmitteln steckt. Allein schon fürs Zubereiten geht viel Energie drauf. Wenn man dann auch noch Anbau, Transport, Weiterverarbeitung, Verpackung, Konservierung und Pipapo bedenkt, kommt jede Menge CO2 zusammen. Also einfach mal aus Omas altem Drahtesel einen Fahrradmixer bauen und Walderdbeeren aus dem Garten reinpacken, dazu noch Milch von der eigenen Kuh und fertig ist ein lecker-nachhaltiger Smoothie. Na gut, das mit der Kuh könnte schwierig werden, aber CO2 reduzieren und vermeiden geht überall irgendwie. Und mit diesen ganzen neuen und alten Fahrradformen ist Nachhaltigkeit wirklich eine hübsche Sache. Der ganze Tag war sehr inspirierend, hat richtig Spaß gemacht, wir sind kaum nass geworden und ich bin gespannt, wann das Feuerwehrrad zum ersten Mal bei der Stuttgarter Critical Mass mitfährt. Wann fahrt ihr mit? Vielleicht beim nächsten Mal im September in Stuttgart oder in Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Heidelberg?

Lasst uns die Straßen zurückerobern und der urbanen Mobilität auf verschiedenste Weisen neues Leben einhauchen! Ritzel statt Rußpartikel!

Mehr Infos und Fotos zu den Teilnehmer*innen und ihren Rädern findet ihr hier.
Infos zu Sustainable Development Goal Nr. 13: Maßnahmen zum Klimaschutz.

Fotos: JIN

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