Wohnen & Natur
Von grünen Netzen bis zum intelligenten Mülleimer
Von grünen Netzen bis zum intelligenten Mülleimer
Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2020 mit drei genialen Wettbewerbsideen
1. Urban Pergola
Grüne Netze für den Großstadtdschungel
In Städten gilt: Wo schattenspendende Bäume fehlen, heizen sich Gebäude in der sommerlichen Mittagshitze unangenehm auf. Studierende der Hochschule Bremerhaven wollen dem mit Pflanzennetzen entgegenwirken. Ihre Idee: Ein Sonnenschutz aus lebendigen Kletterpflanzen, der nicht nur gut aussieht, sondern auch noch etwas für die Umwelt tut. Es entstehen zusammenhängende Grünflächen im Stadtbild.
Dadurch wird nicht nur die Umgebung gekühlt, sondern auch die Luft auf natürliche Weise gefiltert. Auch Insekten und Vögel bekommen in dem grünen Dach ein neues Zuhause.
Die Netze sollen schnell und günstig installiert und leicht gewartet werden können. Die Netze können im Winter, wenn keine Beschattung gewünscht ist, entfernt und im Frühjahr einfach wieder installiert werden. Werden sie mit Nutzpflanzen wie Wein berankt, lassen sie sich auch noch als Fläche für Urban Farming nutzen.
Video: Urbane Pergola
2. Waste-to-Resource-Unit (intelligenter Mülleimer)
Ganzheitliche Nutzung von Lebensmittelabfällen
Bei der Waste-to-Resource-Unit handelt es sich um eine kleine Bio-Raffinerie. Diese kann in Kantinen, Supermärkten, Wohnkomplexen und ähnlichen Einrichtungen eingesetzt werden. Hierbei wird vor Ort gemischten Lebensmittelabfällen wie Obst- und Gemüseschalen oder tierische Produkte ein zweites Leben geschenkt.
Dies geschieht durch das Extrahieren einzelne Bestandteile wie z.B. Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen. Diese dienen wiederum zur Kultivierung proteinreicher Mikroalgen. Das passiert alles automatisiert innerhalb der Bio-Raffinerie. Je nach Zusammensetzung der Lebensmittelabfälle ist z.B. auch die Gewinnung von Pigmenten, Vitaminen, Antioxidantien etc. für die Lebensmittelproduktion und darüber hinaus möglich.
Das Ergebnis: Die Rohstoffeffizienz in Städten kann gesteigert und die Umweltbelastung gesenkt werden.
Video: Waste-to-Resource-Unit
3. loopsai - Künstliche Intelligenz (KI) natürlich integriert
Bei der Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln werden oft wertvolle Stoffe weggeworfen. Nicht aber so mit dem Einsatz der Software loopsai. Sie soll einen Kreislauf ermöglichen, in dem jeder Stoff weiterverwertet werden kann.
Dabei soll loopsai Betriebe automatisch in Stoffkreisläufen anordnen und Vorschläge machen, wer den Müll von anderen als Rohstoff für sich verwenden kann. Das spart Ressourcen, Geld und entlastet die Müllentsorgung.
Bunker als urbane Farm
Die KI soll bereits während der Entwicklungsphase erprobt werden – auf einer Zucht-Farm für Speisepilze, die wenig Licht benötigen.
Als Nährboden will das loopsai-Team Kaffeesatz (lokaler Müll) nutzen. Die Pilze werden regional verkauft. Ihre Reste bzw. die Wurzeln dienen Insekten als Nahrungsgrundlage (Proteinquelle). Was die Insekten übrig lassen, kann in einer Biogasanlage genutzt werden, um Methan zum Heizen oder Kochen herzustellen. Als Rest bleibt ein hochwertiger Dünger, der wiederum für den Anbau von Pflanzen genutzt werden kann.
Durch diese Arbeit im Reallabor lernt die KI, welche verarbeitenden Betriebe in einer Region noch fehlen – oder wo auf behördlicher und politischer Seite Änderungen erforderlich sind, um diese Art Kreislaufwirtschaft zu vereinfachen.
Video: loopsai
Preisverleihung am 4. Dezember 2020
Welches der drei Projekte das Rennen macht, entscheidet sich am 4. Dezember. Die Auszeichnung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird anlässlich des 13. Deutschen Nachhaltigkeitspreises verliehen.
Die drei Finalisten im TV
Am 2., 3. und 4. November 2020 werden die drei Projekte in der 3sat-Wissenschaftssendung nano vorgestellt.
Weitere Infos findest Du hier.
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