Workshop zum Lieferkettengesetz

Aktionen von jungen Menschen gegen Gewinne ohne Gewissen

Bericht eines Aktionswochenendes in Heilbronn

In Südafrika forderten 2012 Arbeiter*innen einer Platin Mine bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Ihr Streik wurde brutal von der Polizei niedergeschlagen. Dabei erschossen die Polizisten 34 Menschen. Hauptkunde des Minenbetreibers war damals ein namhafter deutscher Chemiekonzern, der das Platin verwendet, um Katalysatoren für die Autoindustrie zu beschichten. Als wichtigster Abnehmer hätte dieses Unternehmen eine Verpflichtung gehabt, die menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen vor Ort zu skandalisieren und Veränderungen zu bewirken. Diese Verpflichtung ist in Deutschland jedoch nicht in einem Gesetz festgeschrieben, stattdessen setzt die Bundesregierung auf die Freiwilligkeit der Unternehmen.

Ein Gesetz, das Menschenrechte und Umweltschutz in der Produktionskette nicht dem guten Willen von Unternehmen überlässt, fordert nun ein starkes zivilgesellschaftliches Bündnis.

Am 6. und 7. März 2020 versammelten sich deshalb junge Menschen in Heilbronn, um gemeinsam zu überlegen, wie sich die Forderung nach einem Lieferkettengesetz in die Welt und auf die Straße tragen lässt. Denn, wie in dem Vortrag von Uwe Kleinert (Werkstatt Ökonomie) klar wurde, ist jetzt der politische Moment dazu. Nach ausgiebigem inhaltlichen und methodischen Input, starteten die Jugendlichen am Samstagnachmittag damit, sich aktiv zu überlegen, wie eine Umsetzung von Aktionen aussehen könnte. Während sich eine Gruppe damit beschäftigte, Vorlagen für Mails und Briefe an Schulen zu schreiben, beschäftige sich eine weitere damit, welche Ziele eine Aktion in der Öffentlichkeit verfolgen muss. Eine weitere Gruppe legte direkt los und machte mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion auf die schlechten Arbeitsbedingungen in der Produktion eines weltweit bekannten Textilkonzerns aufmerksam. Input darüber, wie eine gelungene Aktion aussehen könnte, gab es am Vormittag in Workshops zu AdBusting, Aktionen im öffentlichen Raum und zum Hand Print Konzept.

Allen gemeinsam war die Überzeugung, dass es für echte Veränderungen nicht nur auf individuelle Entscheidungen ankommen kann. Warum bilden bspw. nicht fair gehandelte, nicht biologisch angebaute Produkte den Standard in den Supermärkten? Könnte es nicht anders herum sein? Diesen Gedanken formulierte Marie Heitfeld (Germanwatch), indem sie das Konzept des Hand Print vorstellte. Darin geht es nicht primär darum, den individuellen Fußabdruck durch bewussten Konsum zu verkleinern, sondern darum, Gestaltungsräume zu nutzen, um die Strukturen, in denen individuelles Handeln stattfindet, zu verändern.

Denn die Entscheidung, ob Menschenrechte und Umweltschutzstandards eingehalten werden, ist keine, die der Freiwilligkeit von Unternehmen überlassen werden kann. Und auch keine, die sich rein auf das Individuum abladen lässt.


Mehr Infos zu der bundesweiten Initiative Lieferkettengesetz und zu dem oben genannten Beispiel findest Du hier: https://lieferkettengesetz.de/fallbeispiel/tote-arbeiterinnen-in-der-marikana-mine/.


Bild: JIN

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