Mode & Lifestyle
Entrümpeln oder Erhalten?
Tipps für nachhaltiges Alltagshandeln wie die Entrümpelung des Lebens oder „Simplify your life" wirken auf den ersten Blick einfach und einleuchtend. Die Reduktion auf das Wesentliche ist angesagt in der Nachhaltigkeitsszene. Aber ist das wirklich die richtige Strategie um eine Nachhaltige Entwicklung voranzutreiben?
Beispiele für den Entrümpelungstrend reichen vom Ausmisten des Kleiderschranks bis hin zum Ersetzen von gleich mehreren technischen Geräten durch Tablets & Co. Eine solche Befreiung vom Besitzen ist schick und kann auch sinnvoll sein, um das Wohlbefinden steigern. Unseren Konsum reduzieren wir dadurch aber nicht zwangsläufig.
Häufiges Ausmisten führt oftmals sogar zu einem noch höheren Ressourcenverbrauch. Wer regelmäßig aussortiert und beispielsweise Klamotten oder technische Geräte spendet oder auf dem Second Hand Markt verkauft, handelt nur dann im Sinne der nachhaltigen Entwicklung, wenn er oder sie darauf verzichtet, Neues dafür anzuschaffen. Das gilt sogar für ökologisch produzierte und fair gehandelte Produkte. Wenn der reduzierte Besitz allerdings zu einem genügsameren Lebensstil führt oder der Konsum von fairer Mode Spaß und Interesse an Nachhaltiger Entwicklung weckt, dann wiederum kann auch das Entrümpeln positive Wirkungen entfalten!
Besitz macht Sinn und Spaß, wenn er gut sortiert ist!
Oft ist es aber sinnvoller, sich um die Erhaltung der Dinge zu kümmern und so deren Nutzungsdauer zu verlängern: Bei Kleidung helfen Nähkurse, die Reparatur von technischen Geräten lässt sich in Repair Cafés lernen. Gerade weil aussortierte Kleidung und Technik häufig auf dem Müll landen, weil dafür nicht ausreichend Nachfrage besteht, ist die Nutzung bis zum Ende der Produktlebenszeit die beste Strategie. Die Frage ist also nicht, wie stark man den eigenen Besitz reduzieren kann. Aus Sicht einer Nachhaltigen Entwicklung kommt es darauf an, die gekauften Produkte möglichst lange zu nutzen.
Um den Überblick über unser Leben und unseren Besitz nicht zu verlieren, müssen wir also nicht zwangsläufig entrümpeln. Stattdessen können wir uns was bei Oma und Opa abgucken: Sie würden niemals etwas entsorgen, was noch bestens funktioniert und haben es noch drauf, Dinge zu reparieren und übersichtlich aufzubewahren. Wir Jüngeren schmunzeln gerne über diese Sparsamkeit und Aufbewahrungsmentalität, dabei können wir davon profitieren, uns bei ihnen ein bisschen Nachhilfe in Sachen Instand- und Lagerhaltungskompetenz einzuholen. Ein sinnvolles Ordnungsprinzip kann uns dabei helfen, den Überblick zu behalten ohne Ausmisten zu müssen. Sich ein individuelles Konzept dafür zu überlegen und es umzusetzen macht sogar noch Spaß!
In diesem Sinne lässt sich unser Konsum-Check, der Dir anhand von sechs Fragen dabei hilft, nachhaltiger zu konsumieren, noch um eine siebte Frage ergänzen: Hab ich’s sinnvoll aufbewahrt?
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