Kernkraftwerk
Vor- und Nachteile auf einen Blick
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Atomstrom ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht relativ kostengünstig. Sind die hohen Anfangsinvestitionen einmal bewältigt, braucht der laufende Betrieb eines AKWs relativ wenig Ressourcen. Der Brennstoff Uran 235 wird nur in sehr geringen Mengen verbraucht.
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Kernenergie ist mit wenig CO2CO2-Emissionen verbunden und wird von ihren Befürwortern als Möglichkeit zur Klima schonenden Stromerzeugung empfohlen.
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Die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken ist grundlastfähig, das heißt, die Leistung ist permanent verfügbar, ohne Schwankungen in den äußeren Bedingungen (wie Wind oder Sonnenschein). Sie ist in gewissen Grenzen auch regelbar, wenn die Lastanforderungen schwanken.
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Die Nachteile liegen vor allem im Punkt Sicherheit und Entsorgung. So ist das Problem der Endlagerung atomarer Abfälle noch nicht gelöst. Weltweit existiert zur Stunde kein einziges Endlager. Atommüll strahlt zum Teil bis über 100.000 Jahre lang, bevor die Materialien zerfallen. Diese Zeit sprengt den politischen Verantwortungsrahmen.
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Die Möglichkeit eines Super-GAUs ist für verantwortungsvoll konstruierte und betriebene Reaktoren extrem unwahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen. Die Schäden an Mensch und Natur wären jedoch enorm und sind eigentlich unabschätzbar und – trotz sehr geringer Wahrscheinlichkeit – nicht vollständig versicherbar.
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Teilweise befürchten Anwohner gesundheitliche Risiken bei ordnungsgemäß funktionierenden Kernkraftwerken.
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Ungeklärt ist auch, wie Kernkraftwerke gegen terroristische Angriffe verteidigt werden können. Kernenergie beinhaltet zudem aufgrund der Waffenfähigkeit von hochangereichertem Uran ein internationales Sicherheitsdilemma, wie zur Zeit im Fall der Auseinandersetzung der internationalen Staatengemeinschaft mit dem Iran deutlich wird.
Das erste Kernkraftwerk wurde 1954 im russischen Oblinsk mit einer Leistung von 5 MW in Betrieb genommen. Heute sind laut IAEA (Internationale Atomenergieorganisation) 437 Kernkraftwerksblöcke in Betrieb und weitere 55 im Bau. Seit den neunziger Jahren hat sich weltweit das Wachstum der Anzahl von Kernkraftwerken deutlich verlangsamt. Im Jahr 2008 wurde – zum ersten Mal seit den sechziger Jahren – kein einziges neues Kernkraftwerk in Betrieb genommen.
Die Skepsis der Bevölkerung gegenüber Atomkraft liegt in ihren letztlich unkalkulierbaren Risiken begründet. Noch vor dem verheerenden Super-GAU gibt es Schädigungen für Mensch und Natur. So leitet etwa die englische Wiederaufbereitungsanlage Sellafield legal jährlich tausende Tonnen radioaktiv kontaminiertes Wasser in die irische See. Messungen in der direkten Umgebung vergleichen die Kontamination mit derjenigen der gesperrten Zone von Tschernobyl.
Ein weiterer Hauptgrund für die weltweite Skepsis gegenüber Kernkraft, die in Deutschland besonders entwickelt ist, liegt in der ungelösten Frage der Endlagerung atomarer Abfälle. Der Brennstoff Uran 235 hält in typischen Kraftwerken für etwa drei Jahre vor. Jedes Jahr wird das älteste Drittel der Brennelemente ausgetauscht. Verbrauchte Brennstäbe sind weiterhin radioaktiv und haben extrem lange Zerfallszeiten – von mehreren zehntausend Jahren. Sie können also nicht einfach entsorgt, sondern müssen unter höchsten Sicherheitsbestimmungen gelagert werden. In Deutschland existieren zur Zeit lediglich Zwischenlager, aber kein Endlager für Atommüll.
In Deutschland wird der Ausstieg aus der Kernkraft seit den achtziger Jahren gefordert und diskutiert. Im Jahr 2000 beschloss die rot-grüne Bundesregierung gemeinsam mit den großen Energieversorgern den Ausstieg für Deutschland bis etwa 2021 (Regelung getroffen nicht nach Zeit, sondern nach Reststrommenge, also nach der Menge an Atomstrom, die deutsche Atomkraftwerke noch liefern dürfen). Aktuell sind die Laufzeiten der deutschen AKWs wieder Gegenstand der politischen Debatte.
Die Diskussion zum Atomausstieg hat zur Bildung der zivilgesellschaftlichen Anti-Atomkraft-Bewegung geführt und wesentlich zur Gründung der heutigen Bundestagspartei Bündnis 90/ Die Grünen beigetragen. Besondere Vehemenz erhielt die Forderung nach einem Ausstieg durch den folgenschweren Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl 1986, eine der größten Umweltkatastrophen der Menschheitsgeschichte, mit hunderten Toten und einer hohen Zahl von schweren gesundheitlichen Schädigungen. Weite Teile Europas waren damals von radioaktiven Strahlungen betroffen, bis heute sind große Landstriche der Ukraine radioaktiv kontaminiert. Kernkraftbefürworter verweisen darauf, dass der in Tschernobyl verwendete Reaktortyp sich von den in Deutschland verwendeten Reaktortypen stark unterscheidet und wesentlich unsicherer ist.
Die deutsche Protestszene richtet sich neben bestehenden Kernkraftwerken vor allem gegen Transporte von Atommüll. Der Salzstock Gorleben dient als Zwischenlager und sollte auf seine Tauglichkeit als Endlager geprüft werden, bis diese Prüfungen 2000 gestoppt wurden. Gorleben ist in Deutschland zugleich Synonym für die vehementen Proteste der Anti-Atomkraft-Bewegung.
Kernkraftwerke vernetzt gedacht
Uran ist auf der Erde hundertmal häufiger vorhanden als Silber oder Gold. Allerdings kommt für die Kernspaltung nur das Uranisotop 235 in Frage. Es kommt in natürlichem Uran nur in sehr geringer Konzentration vor (0,72%) und muss zur Energiegewinnung angereichert werden. Ein Gramm gespaltenes Uran 235 setzt eine Energie frei, die dem Heizwert von 2,6 Tonnen Steinkohle entspricht. Aus einem Kilogramm Uran 235 könnten maximal 22,5 Millionen Kilowattstunden Strom generiert werden. Aktuell verfügbare Reserven von Kernbrennstoffen könnten nur noch ca. 60 Jahre reichen, die weltweiten Ressourcen dagegen noch für Jahrhunderte, allerdings zu höheren Rohstoffpreisen.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung des extremen Zeitraums, in dem radioaktive Abfälle gelagert werden müssen, ist die Diskussion um die Zeichen, die auf Endlagerstätten hinweisen sollen. Welches Zeichen ist so eindeutig, dass es auch noch in zehntausend Jahren Menschen, die sich der Lagerstädte nähern, warnen kann? Die Antwort von Zeichentheoretikern: Ein solches Zeichen gibt es nicht, da das Verstehen von Zeichen immer kontextabhängig ist. Dies zeigt, wie sehr ein Zeitraum, wie der von Atommüll beanspruchte, jeden politischen Verantwortungshorizont sprengt.
Eine Diskussion zur Kernkraft betrifft den Preis des Atomstroms. Kritiker wenden ein, dass wesentliche Faktoren der Kosten ausgeblendet, beziehungsweise künftigen Generationen überschrieben werden: Der Preis für die Endlagerung atomaren Mülls, der Preis für eventuelle Räumungen schadhafter Zwischen- oder Endlager, der Wertverlust der Immobilien in der Nähe von AKWs oder Endlagern, die realen Kosten eines Super-GAUs, der im übrigen aufgrund der Höhe der potenziellen Schadenssumme nicht versichert werden kann. Atomstrom wäre, so die Kritiker, bei Berücksichtigung dieser – zum Teil nur potenziellen Kosten – schnell teurer als Strom aus erneuerbaren Quellen.
Auf der anderen Seite kann Kernkraft zur Energiesicherheit beitragen. Uran muss zwar auch importiert werden. Da jedoch keine großen Mengen benötigt werden ist es viel leichter als bei fossilen Brennstoffen eine für viele Jahre ausreichende Menge zu bevorraten.
Würden in Deutschland alle in der Standby-Funktion laufenden Geräte konsequent ausgeschaltet, könnte die Leistung von einem kleineren Atomkraftwerk eingespart werden.
Der Rückbau von Kernkraftwerken ist extrem kostspielig und langwierig. Eine Möglichkeit ist die Konstruktion eines sicheren Einschlusses, andererseits kann ein AKW auch vollständig abgerissen werden. Vom letzten Betriebsjahr bis zur „grünen Wiese“ vergehen dabei ca. 50 Jahre.
Verknüpfung zum Spiel
Die beiden Kernkraftwerke Energetikas liefern im Jahr 2010 einen festen Bestandteil deines Strommixes. Ein Kernkraftwerk leistet eine Menge – willst du es ausschalten, musst du den Verlust an Strom anderweitig kompensieren.
Die Nachteile von AKWs liegen für dich in ihrer schlechten Akzeptanz durch die Bürgerinnen und Bürger von Energetika – Proteste scheinen vorprogrammiert, vor allem, wenn du nicht für eine sichere Lagerung der radioaktiven Abfälle sorgen kannst. Den Standort für ein Atommüllendlager musst du übrigens erst erforschen. Neue Kernkraftwerke sind kein billiges Vergnügen. Durch Forschung werden aber verbesserte Kernkraftwerke baubar. Sie haben einen leicht geringeren Ausstoß an radioaktiven Abfällen, gelten als noch sicherer und daher besser akzeptiert. Sie erzeugen zudem mehr Strom, sind allerdings auch teurer im Bau.
Weiterführende Links
Übersichtsseite des BMU zur Atomkraft:
http://www.bmu.de/atomenergie_sicherheit/downloads/doc/4497.php
Seite der Universität Karlsruhe zum Brennstoff Uran:
http://www.rz.uni-karlsruhe.de/~ikr/GE/V03.ppt#288,13,Uran-Vorräte
Seite von Greenpeace zum Kampf für Atomausstieg:
http://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/
Seite von INFORUM Informationskreis Kernenergie. Sammlung von Argumenten der Kernkraftbefürworter:
www.kernfragen.de
Kampagne gegen Atomkraft der Elektrizitätswerke Schönau Vertriebs GmbH, Kompendium von Argumenten der Atomkraftgegner:
http://100-gute-gruende.de/index.xhtml
Sammlung von Statements und Argumenten pro und contra Atomausstieg:
http://www.wen-waehlen.de/kandidaten/begruendung_2.html
Dies ist ein redaktioneller Beitrag des Kommunikationsbüro Ulmer GmbH, die Experten für Energiewende, nachhaltige Entwicklung und Bürgerbeteiligung