Lagerung radioaktiver Abfälle

Lagerung radioaktiver Abfälle
 

Als radioaktive Abfälle gelten alle Materialien, die radioaktiv strahlen und nicht weiter verwendet werden können. Radioaktivität ist gefährlich, bei Lebewesen kann schon ihre Ferneinwirkung zum Absterben der Zellen bis hin zum Tod führen. Für die Lagerung radioaktiver Abfälle gelten deshalb besondere Sicherheitsbedingungen. Es muss gewährleistet werden, dass radioaktive Abfälle für die Dauer ihrer Strahlungsaktivität dauerhaft aus der Biosphäre – dem gesamten Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen – entfernt werden.

Radioaktiver Abfall wird an vielen Stellen produziert, nicht nur in mit angereichertem Uran arbeitenden Kernkraftwerken, sondern vor allem durch den Uranabbau selbst, aber auch in Krankenhäusern, in der Industrie, in der Forschung. Es wird zwischen schwach -, mittel- und hochradioaktiven Materialien unterschieden. Radioaktive Strahlung nimmt ab durch den Zerfall der Radionukleide, das sind instabile, strahlende Atomkerne. Die Dauer des Zerfalls richtet sich nach der so genannten Halbwertszeit, die bei nuklearen Abfallstoffen stark variieren kann, von einigen Jahrzehnten bis hin zu einer Jahrmillion. Entsprechend lange müssen die jeweiligen Stoffe eingelagert werden.

Beispiele für schwach radioaktive Abfälle sind Materialien, die radioaktiver Strahlung ausgesetzt und „kontaminiert“ wurden, also dauerhaft verunreinigt und dadurch selbst strahlungsaktiv sind. Dies können etwa Werkzeuge sein, medizinische Instrumente, Schutzkleidung bis hin zu Putzlappen.

Hoch radioaktive Abfälle sind vor allem verbrauchte Brennstäbe aus Kernkraftwerken oder Rückstände aus der Wiederaufbereitung – der teilweisen Rückgewinnung verwendbarer radioaktiver Stoffe wie z.B. Plutonium aus benutzten Brennstäben.

Diese hoch radioaktiven Stoffe haben der Menge nach nur einen geringen Anteil am Gesamtaufkommen radioaktiver Abfälle, stellen aber besondere Anforderungen an eine sichere Lagerung. Sie werden zum Zweck der Lagerung weiter in wärmeentwickelnd und nicht wärmeentwickelnd unterschieden.

Verfahren und Risiken der Lagerung
 

Die größten Probleme der Lagerung betreffen vor allem die hoch radioaktiven Abfälle. Schwach radioaktive Materialien werden bereits in Lagern, die in manchen Ländern nicht tiefer als 10 Meter unter der Oberfläche liegen, für mehrere Jahrzehnte endgelagert. Danach endet ihre Strahlungsaktivität und es schließt sich ein Beobachtungszeitraum von bis zu 300 Jahren an, in dem die Örtlichkeit nur eingeschränkt genutzt werden darf.

Für hoch radioaktive Stoffe gibt es gegenwärtig verschiedene Formen der Zwischenlagerung, etwa in Kernkraftwerken selbst oder in geologisch geeigneten Tiefenlagern. Dagegen existiert Anfang 2010 weltweit noch kein einziges Endlager für hoch radioaktive Stoffe (für das frühere Endlager der DDR in Morsleben wurde vom Bundesamt für Strahlenschutz die Schließung beantragt). Für die Endlagerung sind Tiefenlager erforderlich, deren geologische Konstellation weder das Eindringen von Wasser noch das Austreten radioaktiver Nuklide zulässt. Diese Eigenschaften können am ehesten von Salzstöcken, also festen geologischen Salzlagern, von tiefen Granithöhlungen oder Tonschichten erfüllt werden. Dabei werden Tiefen von mehreren hundert bis 1.000 Meter unter der Erdoberfläche angestrebt. Nach heutigem Wissensstand ist allerdings selbst bei optimalen Bedingungen ein Eindringen von Wasser und dadurch ein langsames Zurückholen von radioaktiven Partikeln in den Lebensraum der Menschen niemals vollständig auszuschließen. Ein plötzliches, katastrophales Entweichen von Radioaktivität kann dagegen nach menschlichem Ermessen durch ein System von natürlichen und künstlichen Barrieren verhindert werden.

Neben der wahrscheinlichsten Lösung der Tiefenlagerung gibt es weitere Überlegungen wie die Entsorgung radioaktiver Abfälle im Weltraum oder in der Antarktis. 

Gesellschaftliche Aspekte der Lagerung radioaktiver Abfälle
 

Häufig sind Transporte von hoch radioaktiven Abfällen von Kernkraftwerken zur Wiederaufbereitung oder Zwischenlagerung Ziele von Protesten. Sie richten sich allerdings eher gegen die Nutzung der Kernkraft zur Stromerzeugung schlechthin als gegen die Lagerung der Rückstände. 

Sind diese erst einmal in der Welt, sei es durch Kernkraftwerke, sei es durch Medizin, Industrie und Forschung, so ist ihre sichere Lagerung schlicht eine Notwendigkeit, um gesundheitliche Risiken zu mindern. Dass es zur kontrollierten Lagerung keine taugliche Alternative gibt, belegt die Geschichte der illegalen Entsorgung oder Verklappung im Meer, wodurch ganze Regionen kontaminiert wurden.

Die Lösung des Problems Endlagerung ist bereits jetzt unabhängig von Szenarien eines Atomausstiegs zu bewältigen. In Deutschland gelten der Salzstock Gorleben und das ehemalige Erzbergwerk „Schacht Konrad“ in Salzgitter als wahrscheinlichste Kandidaten für ein zukünftiges Endlager.

Im November 2009 scheiterte die Beschwerde eines Anwohners vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die geplante Inbetriebnahme von „Schacht Konrad“ im Jahr 2013. Zuvor war bereits eine ähnliche Klage der Stadt Salzgitter abgelehnt worden. Eine Bürgerinitiative kündigte daraufhin an, bis vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen. Diese Ereignisse zeigen den Argwohn der Anwohner und Kommunen an geplanten Endlagerstandorten in Deutschland. Demgegenüber gibt es beispielsweise in Skandinavien Ausschreibungen für die Standortentscheidung eines Endlagers, für das sich gleich mehrere Kommunen bewerben. 

Verknüpfung zum Spiel
 

In Energetika gibt es im Startjahr 2010 bereits radioaktive Abfälle. Je nachdem, wie stark Du auf Kernkraft setzt, kommt weiterer Atommüll hinzu. Es kann für Dich in jedem Fall also ratsam sein, ein Endlager zu bauen, selbst wenn Du kein Kernkraftwerk in Betrieb hast. Ein Endlager ist teuer, kann nur an geologisch geeigneten Stellen gebaut werden und bringt unter Umständen noch die Anwohner gegen Dich auf. Die Alternative, kein Lager zu bauen, bedeutet aber, dass die Bevölkerung von Energetika dauerhaft dem in den Kernkraftwerken gebunkerten radioaktiven Abfällen ausgesetzt ist. Das wiederum bringt größere Probleme in den Punkten Akzeptanz und Ökologie mit sich.



Weiterführende Links

Portal des Bundesamtes für Strahlenschutz zum Thema Endlagerung und zu den in Deutschland relevanten Standorten: http://www.bfs.de/transport/endlager